Studie

Einsatz von KI in der Rechtsabteilung

Eine Umfrage von Noerr unter 100 deutschen Unternehmen zu Use Cases und KI-spezifischen Rechtsfragen.

04.09.2024
Titelbild zur KI-Studie Deutsch

KI wird bereits heute als dritte technologische Revolution bezeichnet – die rasante Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) verändert viele Bereiche der Wirtschaft und der Gesellschaft tiefgreifend. KI-Technologien versprechen nicht nur den Alltag oder Prozesse in Unternehmen neu zu gestalten, sie werden auch die juristische Arbeit, zum Beispiel durch die Automatisierung repetitiver Aufgaben oder einer Aufbereitung und Analyse umfangreicher Dokumente, revolutionieren.

Wie weit ist der Einsatz von KI-Technologien in Rechtsabteilungen deutscher Unternehmen bereits verbreitet?

Diese Frage wurde im März/April 2024 im Auftrag der Kanzlei Noerr den Verantwortlichen der Rechtsabteilungen in führenden deutschen Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen gestellt. In 100 Interviews wurde nach dem Einsatz von KI in der Rechtsabteilung, seinen Chancen und Risiken sowie zu den Beratungsthemen der Abteilungen in diesem Bereich gefragt.

Ziel dieser Umfrage ist es, CEOs, Managern und anderen Entscheidern eine solide Grundlage zur Verfügung zu stellen, um die Potenziale des KI-Einsatzes in Rechtsabteilungen als integralen Bestandteil einer zukunftsorientierten juristischen Beratungspraxis, die Innovation und ethische Verantwortung miteinander vereint, fundiert zu bewerten.

Ausgewählte Ergebnisse lassen aufhorchen:

  • Aktuell wird das Potenzial von Künstlicher Intelligenz in den Rechtsabteilungen nicht voll ausgeschöpft, lediglich ein Viertel der befragten Rechtsabteilungen setzt bereits KI-Tools ein.
  • Gleichwohl plant etwas mehr als die Hälfte die Einführung von KI-Systemen bis 2025. Mehrheitlich sollen dabei KI-Tools zur Analyse von Dokumenten und Texten sowie zum Dokumentenmanagement zum Einsatz kommen.
  • Fast zwei Drittel der befragten Rechtsabteilungen versprechen sich vom KI-Einsatz eine Reduktion repetitiver Arbeiten, aber nur 42 Prozent erwarten direkte Kosteneinsparungen.
  • Zwei Drittel setzen bei der Implementierung von KI-Tools überwiegend auf Standardlösungen, lediglich 23 Prozent wollen auch eigene Tools entwickeln.
  • Allerdings haben die meisten Unternehmen für KI-Tools noch kein Budget
  • Ein Grund für die Zurückhaltung: Zwei Drittel der Umfrageteilnehmer sehen den Markt für juristische KI-Tools noch unterentwickelt und beklagen mangelnde Transparenz.
  • Zudem sehen 42 Prozent in KI-Technologien ein Sicherheitsrisiko
  • Unternehmensintern haben viele Rechtsabteilungen bereits zu KI-Fragen beraten, inhaltlich primär zu Compliance-Angelegenheiten und IP-Themen, aber auch in anderen Abteilungen, wie beispielsweise im HR, besteht steigender Bedarf.
  • Richtlinien für den Einsatz von KI im Unternehmen wie auch Schulungen der Mitarbeiter stellen die Rechtsabteilungen vor Herausforderungen: So verfügen derzeit lediglich 15 Prozent der befragten Unternehmen über KI-Richtlinien.

Hoher Beratungsbedarf

Bereits heute sorgt das Thema KI für eine hohe Auslastung der Ressourcen der befragten Rechtsabteilungen. Zumeist sind sie mit dem Thema KI-Compliance betraut, weniger häufig Datenschutzbeauftragte oder Compliance-Abteilungen

„Die Einführung von KI-Tools ist aus Sicht der Befragten mit hohem Kostenaufwand verbunden“, betont Studienmitautor Peter Bräutigam, Partner im Bereich Digital Business bei Noerr . „Vor allem müssen viele Rechtsabteilungen noch massiv in Digitalisierung investieren – das aber ist die Voraussetzung für einen sinnvollen KI-Einsatz.“ Nach der Befragung schreiben sich gerade einmal 43 Prozent der Rechtsabteilungen eine mindestens etablierte digitale Reife zu, davon lediglich 9 Prozent einen hohen Digitalisierungsgrad.

Auch im Hinblick auf Sicherheit bestehen durchaus Risiken – diese resultieren aber häufig daraus, dass KI zwar bereits genutzt werde, es aber keine Regelungen zum Einsatz innerhalb des Unternehmens und speziell der Rechtsabteilung gebe. Mit einer so geduldeten, aber nicht durch entsprechende Richtlinien reglementierten Nutzung von KI seien erhebliche rechtliche Risiken verbunden, etwa in Bezug auf den Datenschutz, den Schutz von Geschäftsgeheimnissen oder das Mandatsgeheimnis.

Erste Ergebnisse der Umfrage wurden bereits auf dem Noerr Digital Day am 13. Mai 2024 in München vorgestellt. Nach Abschluss der Umfrage wurden die Ergebnisse durch ein interdisziplinäres Gremium bestehend aus Peter Bräutigam, Georg Edelmann, Daniel Happ, Christoph Rieken, Daniel Rücker und Pascal Schumacher zusammengefasst und bewertet.

Die kompletten Ergebnisse stehen hier zum Download bereit.