Die Energiewende ist in vollem Gang. Im Fokus stehen Themen wie die Umstellung auf erneuerbare Energien, (Energie-) Speichermöglichkeiten, Wasserstofftechnologien und Sektorenkopplung. Mit neuen Technologien und hoher Digitalkompetenz schaffen Energie-Start-ups wichtige Innovationen und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung der Energiewende. Auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene gibt es eine Reihe staatlicher Förderprogramme, mit denen junge Unternehmen und Start-ups unterstützt und Innovationen zur Energiewende weiter vorangetrieben werden sollen. In diesem Beitrag soll eine Auswahl der für Energie-Start-ups relevanten, staatlichen Förderprogramme kurz vorgestellt werden.
In Deutschland gibt es mittlerweile mehrere hundert Energie-Start-ups. Zehn von ihnen schafften es in diesem Jahr unter die 2020 Global Cleantech 100, einer jährlich erscheinenden Marktanalyse der Cleantech Group aus den USA der innovativsten und vielversprechendsten Cleantech-Unternehmen weltweit (vgl. 2020 Global Cleantech 100 List). Der Weg dahin ist oft nicht einfach. Denn junge Unternehmen – nicht nur aus dem Energiebereich – stehen gerade am Anfang ihrer Geschäftstätigkeit vor großen Herausforderungen: neben der Produktentwicklung und dem Aufsetzen eines Geschäftsmodels stellt sich die Frage der (richtigen) Finanzierung. Start-ups im Energie-Sektor trifft häufig noch eine zusätzliche Herausforderung, denn sie und ihre Produkte bewegen sich in einem hochregulierten Umfeld. Bereits in einer sehr frühen Phase, nämlich der Produktentwicklung spätestens aber bei der Entwicklung des Geschäftsmodells, sollten die jungen Unternehmen sicherstellen, dass bestehende regulatorische Vorgaben eingehalten werden. Das kann für betroffene Unternehmen zu erheblichen zusätzlichen Kosten führen, seien es Produktentwicklungs- oder auch Beratungskosten, die gerade in der Anfangsphase schwer zu stemmen sein können.
Neben den üblichen Eigenkapitalfinanzierungen – durch (Corporate) VCs, Business Angels oder Family Offices als Investoren – oder Fremdkapitalfinanzierungen (sofern überhaupt in Frage kommend) sollten Start-ups auch Förderprogramme zur Finanzierung in Betracht ziehen. Denn Förderprogramme bieten einerseits häufig finanzielle Unterstützung (z.B. Bar- oder Sachmittel, Sicherheiten) und andererseits gegenseitigen Austausch zur Bildung von Synergien, Mentoring und Zugang zu Investoren, Partnern und Mentoren. Förderprogramme kommen daher nicht ausschließlich in der Pre-Seed- oder Seedphase von Start-ups in Betracht, sondern können auch in späteren Stadien einen signifikanten Mehrwert bilden.
Staatliche Förderprogramme im Energie-Sektor werden in unterschiedlicher Ausgestaltung von den Bundesländern sowie auf nationaler und europäischer Ebene angeboten. Ziel dieser Programme ist die umfassende Förderung innovativer Energietechnologien bis hin zur Praxisreife. Darüber hinaus haben sich auch zahlreiche private Acceleratoren- oder Inkubatorenprogramme in der Energiebranche etabliert und einzelne (Frühphasen-) Investoren auch auf Projekte im Energiebereich spezialisiert. Welche Finanzierung und insbesondere welches Förderprogramm für Start-ups passt, ist eine Frage des Einzelfalles und sollte vor der Bewerbung basierend auf den individuellen Bedürfnissen gründlich recherchiert werden.
Nachstehend haben wir eine Auswahl aktueller Förderprogramme kurz zusammengefasst.
Eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Förderprogramme finden Sie unter der Tabelle.
Förderprogramm
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Ebene der Förderung
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Finanzielle Förderung
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Weitere (nicht-finanzielle) Förderangebote
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7. Energieforschungsprogramm der Bundesregierung
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Bundesebene
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Ja
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Ja
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Breakthrough Energy Ventures
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Europäische Ebene
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Ja
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Nein
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„Energiewende und Umweltinnovationen“ -EUI
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Länderebene
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Ja
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Nein
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„Gründung Innovativ“ der ILB
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Länderebene
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Ja
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Nein
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KMU-Innovativ
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Bundesebene
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Ja
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Nein
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Programme mit Unterstützung des EIT
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Europäische Ebene
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Ja
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Ja
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Science4Life Energy Cup
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Länderebene
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Ja
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Ja
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SET-HUB
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Bundesebene
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Nein
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Ja
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Wettbewerb Energie-Startup Bayern
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Länderebene
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Ja
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Nein
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A. Förderprogramme mit Unterstützung der Länder
Wer wird gefördert?
Durch das „Gründung innovativ“-Förderprogramm des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Energie Brandenburg wird die Gründung eines innovativen Unternehmens oder das Wachstum von sog. kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in den ersten drei Jahren nach ihrer Gründung gefördert. Das Unternehmen muss mit seinem Hauptsitz oder seiner Betriebstätte in Brandenburg ansässig sein.
Was wird gefördert?
Unternehmen, die einem der Förder-Cluster, wie z.B. Energietechnik oder Verkehr/ Mobilität/ Logistik angehören, erhalten über das Programm finanzielle Unterstützung für Investitionen und damit verbundene Anschaffungs- und Herstellungskosten, Ausgaben für Beratungsleistungen und Personalkosten.
Wie wird gefördert?
Nach der derzeitigen Förderrichtlinie für das Jahr 2020 bezuschusst die Investitionsbank des Landes Brandenburg ein Gründungsvorhaben oder ein KMU in Höhe von maximal 50 % der zuwendungsfähigen Gesamtausgaben. Der Zuschuss liegt zwischen mindestens 25.000 Euro sowie höchstens 100.000 Euro und ist nicht zurückzuzahlen.
Weiterführende Informationen: https://www.ilb.de/de/wirtschaft/zuschuesse/gruendung-innovativ/
Wer wird gefördert?
Von dem Förderprogramm „Energiewende und Umweltinnovationen“ der
Wirtschaftsförderungsgesellschaft WTSH aus Schleswig-Holstein profitieren
unter anderem Unternehmen mit Sitz oder Betriebsstätte in diesem
Bundesland. KMU erhalten eine bevorzugte Förderung.
Was wird gefördert?
Unterstützt werden neuartige Vorhaben aus dem Themenbereich Energiewende
und Umweltinnovationen im Land Schleswig-Holstein. Dabei werden
Durchführbarkeitsstudien, technisch-wissenschaftliche Voraussetzungen für
die Entwicklung, industrielle Forschung und experimentelle Entwicklung,
aber auch Pilot- und Demonstrationsprojekte finanziert, um zu prüfen,
inwiefern neue Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen im Markt
bestandsfähig sind.
Wie wird gefördert?
Je nach Unternehmensgröße gewährt das Land Schleswig-Holstein einen nicht
rückzahlbaren Zuschuss bis zu 45 % der förderfähigen Kosten im Falle einer
experimentellen Entwicklung und bis zu 70 % der förderfähigen Kosten für
eine industrielle Forschung. Das Projektvolumen darf sich grundsätzlich auf
maximal bis zu 150.000 Euro belaufen.
Weiterführende Informationen:
https://wtsh.de/foerderberatung/foerderprogramme/foerderprogramm-energiewende-und-umweltinnovationen-eui/
Wer wird gefördert?
Der seit dem Jahr 2016 im Zweijahres-Rhythmus stattfindende Wettbewerb
richtet sich an Energie-Start-ups aus Deutschland, Österreich oder der
Schweiz, die nach dem 1. Januar 2016 gegründet wurden.
Was wird gefördert?
Mittels des Wettbewerbs werden neue Geschäftsmodelle und Technologien
gesucht, die die sichere, bezahlbare und nachhaltige Energiezukunft in
Bayern vorantreiben sollen. Pro Wettbewerb werden thematische
Schwerpunktthemen festgelegt, wie beispielsweise für den diesjährigen
Wettbewerb die Themen Digitalisierung, Versorgungssicherheit und
Wasserstoff. Bewerbungen von Unternehmen mit anderen Schwerpunktbereichen
und Konzepten sind jedoch ebenfalls ausdrücklich willkommen und zugelassen.
Wie wird gefördert?
Die ersten drei Plätze erhalten ein Preisgeld von 15.000 Euro (1. Platz),
10.000 Euro (2. Platz) und 5.000 Euro (3. Platz). Der Wettbewerb stellt
darüber hinaus eine Möglichkeit zur Vernetzung mit Investoren, Partnern und
Mentoren aus der Energiebranche dar.
Weiterführende Informationen:
https://www.energie-startup.bayern/wettbewerb
Wer wird gefördert?
Der Science4Life Wettbewerb, der unter anderem vom Hessischen
Wirtschaftsministerium gesponsert wird, richtet sich mit dem Spezialpreis
Science4LifeEnergy Cup seit dem Jahr 2017 bundesweit an Gründer*innen und
Gründerteams bzw. Jungunternehmen aus dem Bereich Energie.
Was wird gefördert?
Unterstützt werden innovative Geschäftsideen für Produkte, Dienstleistungen
oder digitale Geschäftsmodelle aus den Themenfeldern Energieerzeugung,
-verteilung, -speicherung, -effizienz, -verbrauch, Digitalisierung,
Sektorenkopplung und Internet of Things.
Wie wird gefördert?
Der Wettbewerb ist in drei Phasen eingeteilt. Die Gewinner jeder Phase
erhalten Preisgelder von insgesamt mehr als 20.000 Euro. Daneben bereitet
der Wettbewerb Start-ups darauf vor, ihre Geschäftsidee zu
konzeptualisieren und einen Businessplan zu erstellen, bei dem
Finanzierungsmöglichkeiten und Chancen herausgearbeitet werden.
Weiterführende Informationen: https://www.science4life.de/energycup/
B. Förderprogramme mit Unterstützung der Bundesregierung
Wer wird gefördert?
Das 7. Energieforschungsprogramm, welches im September 2018 durch das
Bundeskabinett verabschiedet wurde und vom Bundesministerium für Wirtschaft
und Energie (BMWi), Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) finanziell
getragen wird, richtet sich unter anderem auch an Energie-Start-ups und
insbesondere an KMU, denen es eine besondere Innovationskraft zuspricht.
Was wird gefördert?
Entsprechend dem Titel des Energieforschungsprogramms „Innovationen für die
Energiewende“ werden die Forschung und Entwicklung zukunftsweisender
Energietechnologien, Innovations- und Demonstrationsvorhaben sowie
Reallabore oder Modellprojekte unterstützt. Zu den förderfähigen Themen
zählen die Energiewende in den Verbrauchssektoren (Gebäude, Industrie,
Mobilität), Energieerzeugung, Systemintegration (Netze, Speicher,
Sektorkopplung) und nukleare Sicherheitsforschung. Dabei wird vor allem
eine Zusammenarbeit im Verbund zwischen Hochschulen und
Forschungseinrichtungen einerseits und Unternehmen andererseits gefördert.
Im Unterschied zu Vorgängerauflagen unterstützt das Programm auch nicht
rein technische Innovationen mit Bezug zu technischen Neuerungen (z.B.
innovative Geschäftsmodelle).
Wie wird gefördert?
Die Projektförderung erfolgt durch Zuwendungen. Insgesamt stellt die
Bundesregierung rund 6,4 Milliarden Euro zur Verfügung für den
Förderungszeitraum bis zum Jahr 2022. Jährlich wird mit knapp 1,3
Milliarden Euro geplant. Außerdem wurde eine Plattform, das
Forschungsnetzwerk Start-ups, ins Leben gerufen. Diese ermöglicht eine
Vernetzung sowohl mit anderen jungen Energie-Unternehmen als auch mit
etablierten Akteuren der Energiewende aus Forschung, Wirtschaft und
Politik. Von Interesse für Start-ups ist vor allem das Förderformat der
Reallabore, durch welches nahezu marktreife Produkte in einem flexiblen
Rahmen getestet werden können.
Weiterführende Informationen:
https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/7-energieforschungsprogramm-der-bundesregierung.pdf?__blob=publicationFile&v=14
Wer wird gefördert?
Die seit dem Jahr 2007 bestehende Förderinitiative „KMU-innovativ“ des BMBF
richtet sich an KMU mit neuen Produkten und Prozessen im Bereich Effizienz-
und Umwelttechnologien und -dienstleistungen, vor allem wenn sie sich
erstmals für das Programm bewerben.
Was wird gefördert?
Mitunter können sich Energie-Start-ups mit dem Förderschwerpunkt
„Energieeffizienz und Klimaschutz“ bewerben, um Zuwendungen für ein
innovatives und zugleich risikoreiches industrielles Forschungs- oder
vorwettbewerbliches Entwicklungsvorhaben zu erhalten. Die Chancen für ein
Start-up stehen umso besser, wenn es zugleich einen Beitrag zum
Klimaschutzplan 2050 und zur Deutschen Anpassungsstrategie an den
Klimawandel mit seiner Arbeit leistet. Das Vorhaben soll
technologieübergreifend und anwendungsbezogen sein, um umweltbezogene
Märkte zu erschließen bzw. eine bestehende Stellung auszubauen.
Wie wird gefördert?
Die Projektförderung für wirtschaftlich tätige Start-ups erfolgt über
Zuwendungen, die je nach Anwendungsnähe bis zu 50 % der projektbezogenen,
förderfähigen Kosten ausmachen und beläuft sich in der Regel auf zwei
Jahre. Seitdem das Programm aufgelegt wurde, sind knapp 1,3 Milliarden Euro
für mehr als 1.700 Einzel- und Verbundvorhaben und damit ca. 2.900 KMU
zugutegekommen. Projektskizzen können jederzeit zu einer der
beiden Bewerbungsfristen (15. April/15. Oktober) eingereicht werden.
Weiterführende Informationen:
https://www.bmbf.de/de/kmu-innovativ-ressourcen-und-energieeffizienz-612.html
Wer wird gefördert?
Die Förderung durch den SET Hub, welcher durch das BMWi zusammen mit der
Deutschen Energie-Agentur (dena) Anfang 2020 gegründet wurde, richtet sich
an Start-ups im Energiesektor. Sowohl Start-ups in der Gründungsphase als
auch etablierte Start-ups sind angesprochen.
Was wird gefördert?
Mit dem SET Hub sollen innovative Geschäftsideen von Start-ups im Kontext
der komplexen regulatorischen und energiepolitischen Rahmenbedingungen des
Energiemarktes optimiert werden.
Wie wird gefördert?
Der SET-Hub bietet verschiedene Informations- und Beratungsformate.
Zwischen zwölf und 15 ausgewählte Start-ups pro Jahr können beispielsweise
ein individuelles Beratungsprogramm „SET-Mentoring“ der dena in Anspruch
nehmen, bei dem das Geschäftsmodell geprüft und Fragen zu Regularien
beantwortet sowie Finanzierungs- und Förderungsmöglichkeiten aufgezeigt
werden.
Weiterführende Informationen:https://www.dena.de/set-hub/
C. Förderprogramme mit Unterstützung der EU
Wer wird gefördert?
InnoEnergy und Climate-KIC sind beides Wissens- und
Innovationsgemeinschaften des Europäischen Instituts für Innovation und
Technologie (EIT), die auch weitere Angebote für Start-ups bereithalten.
InnoEnergy fokussiert sich mit seinen Accelerator-Programmen auf junge und
etablierte Start-ups aus dem Energiebereich. Climate-KIC unterstützt über
sein Accelerator-Programm Cleantech-Start-ups mit einem Gründerteam von
mindestens zwei vollzeitbeschäftigten Personen und deren Gründung weniger
als fünf Jahre zurückliegt.
Was wird gefördert?
Die beiden Initiativen fördern Innovationen im Energiesektor (InnoEnergy)
und klimafreundliche Technologien (Climate-KIC). InnoEnergy fördert
Start-ups, die häufig schon über einen erprobten Prototyp oder
Konzeptbeweis für ein innovatives Produkt im Energiesektor verfügen oder
solche, die bereits seit eineinhalb Jahren im Markt agieren mit einem
Jahresumsatz von 100.000 Euro und ihr Wachstum gezielt vorantreiben
möchten. Das Accelerator-Programm von Climate-KIC fördert wiederum neue
Technologien oder Dienstleistungen zur Verbesserung des Klimas aus dem
Bereich Cleantech.
Wie wird gefördert?
InnoEnergy unterstützt Start-ups insbesondere dabei, geeignete Investoren
und Kapitalgeber zu finden. Climate-KIC gewährt im deutschsprachigen Raum
im Rahmen ihres regulären Accelerator-Programms finanzielle Förderung von
bis zu 85.000 Euro ohne Anteilsbeteiligung durch Climate-KIC.
Weiterführende Informationen:
https://bc.innoenergy.com/for-start-ups/
und
http://www.climate-kic-dach.org/
Wer wird gefördert?
Der Pilotfonds wurde im Mai 2019 als Partnerschaft zwischen BreakthroughEnergy Ventures (BEV) und der Europäischen Kommission unter Beteiligung der
Europäischen Investitionsbank aufgesetzt und soll Unternehmen mit
Technologien zur Dekarbonisierung und Verringerung von
Treibhausgasemissionen fördern.
Was wird gefördert?
Ziel ist es, innovative europäische Unternehmen in den energiebezogenen
Sektoren Elektrizität, Verkehr, Landwirtschaft, Produktion und Gebäude bei
der Entwicklung von kohlenstoffarmen Technologien zu unterstützen.
Wie wird gefördert?
Der Fonds ist insgesamt mit 100 Millionen Euro ausgestattet. Genauere
Informationen zu den Förderbedingungen und dem Beginn der Förderung werden
demnächst veröffentlicht.
Weiterführende Informationen: https://www.b-t.energy/who-we-are/breakthrough-energy-ventures-europe/