Anwalt in Capital Markets in München
Wie er zum Aktien- und Kapitalmarktrecht gekommen ist und was er seit Anfang an bei Noerr schätzt.
Seit wann wussten Sie, dass es Corporate – bzw. Aktien- und Kapitalmarktrecht sein soll und warum überhaupt?
Seit meinem LL.M.-Studium an der University of Chicago wusste ich, dass ich vor allem gestaltend an der Umsetzung von unternehmerischen Entscheidungen arbeiten wollte. Dieses Anforderungsprofil bietet sich dem Rechtsanwalt in einer Wirtschaftskanzlei sicher auch in anderen Rechtsgebieten. Am Aktien- und Kapitalmarktrecht fasziniert mich die enge Einbettung der unternehmerischen Entscheidungen in regulatorische Anforderungen. Im Fachbereich Corporate laufen typischerweise die Fäden der Beratung von Entscheidungsträgern zusammen. Man bekommt hier meines Erachtens das umfassendste Bild vom Mandat und arbeitet am nächsten mit den Entscheidungsträgern zusammen.
Warum sind Sie damals bei Noerr gelandet? Warum noch immer hier?
Bewusst entschieden habe ich mich für eine deutsche Kanzlei, bei der die Partnerinnen und Partner selbst unmittelbar gegenüber der Mandantin oder dem Mandanten für die Beratung verantwortlich sind. Mein Kontakt zu Noerr bestand schon seit meinem Studium und ist über die Jahre nie abgerissen. Letztlich habe ich mich wegen meines Bauchgefühls für Noerr entschieden. Mit den Partner:innen und Kolleg:innen, mit denen ich jetzt arbeite, hat es einfach menschlich gut gepasst. Ich bin immer noch bei Noerr, weil sich mein Bauchgefühl bestätigt hat. Ich komme jeden Tag gern ins Büro.
Wie groß ist das Team, mit dem Sie heute regelmäßig zu tun haben, wie der Umgang miteinander?
Die Größe der Teams variiert bei uns je nach Mandat. Üblicherweise besteht das Team im Bereich Corporate aus einem Partner und einem, manchmal zwei Associates. Bei Transaktionen erhöht sich die Anzahl der Teammitglieder um Spezialistinnen und Spezialisten aus anderen Rechtsgebieten, insbesondere aus dem Arbeits- und Steuerrecht, oft aber auch aus den Bereichen Immobilienrecht, IT-Recht und Öffentliches Recht.
Der Umgang zwischen Partner:innen und Associates und den Associates untereinander habe ich durchweg als sehr kollegial wahrgenommen. Durch die wenigen Teammitglieder aus dem Bereich Corporate kommt man auch als Associate schnell in eine projektsteuernde Rolle und arbeitet durch den Austausch mit Kollegen aus anderen Fachbereichen sehr interdisziplinär.
Machen Sie allgemein „Corporate“ oder „nur“ Aktien- und Kapitalmarktrecht?
Meine Arbeitszeit verbringe ich ca. je hälftig mit Mandaten aus dem Aktien- und Kapitalmarktrecht und weiteren Corporate-Mandaten einschließlich Transaktionen.
Was sind typische Aufgaben, die auf Ihrem Schreibtisch liegen?
Den ganz „typischen“ Arbeitstag gibt es bei mir nicht. Wir beraten vom gelisteten und international tätigen Großunternehmen über Finanzinstitute bis hin zu inhabergeführten Mittelständlern eine breit gestreute Mandantschaft aus dem In- und Ausland. Viele Mandate sind über einen Zeitraum von mehreren Wochen oder Monaten ausgelegt und dann in gewisser Weise planbar. Was einen im Büro an einem Tag konkret erwartet, ist aber nicht immer vorhersehbar.
Im Augenblick beschäftigen mich aus dem Bereich Aktien- und Kapitalmarktrecht der Formwechsel eines Unternehmens, dessen Aktien börslich gehandelt werden, und die konzerninterne Umstrukturierung des Vermögens eines großen internationalen Versicherers.
Haben Sie dabei regelmäßig Mandant:innenkontakt?
Seit Beginn meiner Tätigkeit bei Noerr habe ich regelmäßigen Mandant:innenkontakt. Bei kleinen Teams ist dies fast schon eine Notwendigkeit, bei Noerr aber jedenfalls gelebte Praxis. Welche Form der Mandantenkontakt annimmt, hängt aber vom Mandat ab. Den Aufsichtsratsvorsitzenden eines börslich gehandelten Unternehmens hat man als Associate vielleicht nicht so häufig am Telefon wie den Kollegen aus einer Rechtsabteilung, aber auch Ersteres kommt vor.
Was muss man mitbringen, um ein „Crack“ in Ihrem Metier zu sein?
Zum Erfolg als Rechtsanwältin oder Rechtsanwalt führen vermutlich unterschiedliche Wege. Im Aktien- und Kapitalmarktrecht gehört auf jeden Fall die fachliche Expertise dazu. Man muss auch in der Praxis bereit sein, dem Sachverhalt und den damit verbundenen Rechtsfragen mit wissenschaftlicher Genauigkeit auf den Grund zu gehen. Von besonderer Bedeutung sind auch die Wechselwirkungen des Aktien- und Kapitalmarktrechts zu den Regularien für die Finanz- und Versicherungsbranche, insbesondere die Praxis der deutschen und europäischen Aufsichtsbehörden. Neben dem Fachwissen ist aus meiner Sicht aber auch entscheidend, dass man die wirtschaftliche Bedeutung des Beratungsauftrags für die Mandantin oder den Mandanten nachvollzieht. Welches Geschäftsmodell wird verfolgt und welche Rolle spielt das konkrete Mandat dafür? Nur wer sich mit den wirtschaftlichen Hintergründen des Mandats auseinandersetzt, kann wirklich gut beraten. Letztlich: It’s a people business. Jedes Mandat fußt auf einer Vertrauensbeziehung zwischen der Mandantin oder dem Mandanten und der Beraterin oder dem Berater. Ohne soziale Kompetenz geht es deshalb meines Erachtens nicht.
Wie nützlich ist die Weiterbildung Noerr Campus?
Noerr Campus ist aus meiner Sicht ein hervorragendes Weiterbildungsformat. Das betrifft zunächst die fachlichen Weiterbildungen an den Standorten oder über Videokonferenz. Enorm profitiert habe ich aber auch von den jährlich stattfindenden Jahrgangstreffen, bei denen vor allem die „Soft Skills“ geschult werden. Gleichzeitig sind diese Jahrgangstreffen (neben den jährlichen Treffen der Praxisgruppen) eine schöne Gelegenheit, die Kolleginnen und Kollegen von anderen Standorten wiederzusehen.
Hat sich Ihr LL.M. beruflich ausgezahlt?
Mein LL.M.-Studium an der University of Chicago hat mir den berühmten Blick über den Tellerrand ermöglicht und mich vor allem persönlich enorm weitergebracht. Dabei geht es weniger um das erlernte Wissen, welche Antworten eine fremde Rechtsordnung auf ein konkretes Rechtsproblem gibt, als vielmehr darum, wie man allgemein über das Recht denkt. Der amerikanische Rechtsrealismus liegt aus meiner Sicht erfrischend nah an den Gesichtspunkten, die in der praktischen Rechtsberatung relevant sind. In meinem Berufsalltag profitiere ich vor allem von meinen im Ausland erworbenen Englischkenntnissen. Ohne diese geht es im beruflichen Alltag nicht.
Warum wollten Sie damals promovieren?
Ich hatte die Chance, an einem internationalen Forschungsprojekt jenseits der ausgetretenen wissenschaftlichen Pfade mitzuarbeiten. Es hat mir großen Spaß gemacht, zu einem nahezu unbearbeiteten Thema eigene Gedanken zu entwickeln.
Wenn Sie damals gewusst hätten, was Sie heute wissen: Was hätten Sie anders gemacht?
Vermutlich nicht viel. Vielleicht hätte mich mir bei meiner Dissertation noch etwas mehr Zeit gelassen.
Vielen Dank für das Gespräch!