Großkanzleien und Flexibilität – wie passt das zusammen?

Dr. Max Helleberg, Associated Partner im Bereich Regulatory, Dr. Tobias Hueck, Partner im Bereich Corporate und Dr. Kolja Dörrscheidt, Partner im Bereich Litigation, berichten über Flexibilität, Elternzeit und die Karriere bei Noerr.

Top-Beratung klingt nach Top-Einsatz. Wie passt das trotzdem mit „Flexibilität“ im Beruf zusammen?

Helleberg: Keine Frage, der Anwaltsberuf auf dem von uns praktizierten Niveau geht mit einer erheblichen Arbeitsbelastung einher. Gleichzeitig kann man schon früh recht selbstständig arbeiten. Das erlaubt einen recht hohen Grad an Flexibilität. 

Dörrscheidt: Gerade bei der Steuerung großer Mandate haben wir oft die Möglichkeit, individuelle Bedürfnisse der Teammitglieder in Bezug auf zeitliche Flexibilität angemessen zu berücksichtigen und mit den Anforderungen des Mandats in Einklang zu bringen. Umgekehrt verlangt Top-Beratung aber auch die Flexibilität von uns Anwältinnen und Anwälten von Zeit zu Zeit private Termine auch kurzfristig umzuplanen, wenn das Mandat es erfordert.

Hueck: Am Ende zählt ein gutes Ergebnis. Das ist bei uns die Mandantenzufriedenheit. Dafür bedarf es mitunter eines hohen Einsatzes. Aber nicht von allen zu jeder Zeit. Denn Freiräume sind wichtig. Essenziell sind gute Organisation und Kommunikation des Einzelnen und im Team. Dann gelingt es, dass Flexibilität nicht auf Kosten der Qualität geht. 

An welcher Stelle nehmt ihr persönlich Flexibilität in Anspruch?

Helleberg: Ich bin für das „Morgenprogramm“ unserer Tochter verantwortlich. Dadurch komme ich tendenziell später ins Büro. Ich arbeite dann abends länger. Zudem bin ich jeden Mittwoch früh genug zuhause, um unsere Tochter ins Bett zu bringen. Soweit erforderlich, arbeite ich dann im Anschluss noch. 

Dörrscheidt: Durch die Corona-Zeit der letzten beiden Jahre habe auch ich persönlich gelernt, dass viele Aufgaben ortsunabhängig erledigt werden können und nicht zwingend eine Anwesenheit im Büro erfordern. Die durch die Leitlinien zum flexiblen Arbeiten bei Noerr geschaffene Möglichkeit, auch weiterhin teilweise von  zu Hause aus zu arbeiten, reduziert meine Fahrzeiten erheblich und gibt mir zugleich die Möglichkeit, meine Kinder auch unter der Woche häufiger zu sehen. Darüber hinaus habe auch ich für sieben Monate eine Elternteilzeit gemacht, was meiner Frau den Abschluss ihrer Ausbildung und mir eine intensivere Zeit mit unserer Tochter ermöglicht hat.

Hatte die Elternzeit Auswirkungen auf die Karriere? 

Hueck: Die Elternzeit hat keine negativen Auswirkungen auf die Karriere. Das kommunizieren wir so und das wird auch so gelebt. Ich habe zu Beginn des Jahres 2022 Elternzeit genommen. Aus meiner Sicht eine wichtige Basis für die weitere Entwicklung unseres Sohnes. Noerr bin ich dankbar für den Impuls, diese Möglichkeit wahrzunehmen. 

Helleberg: Ich kann versichern, dass man einen Nachteil nicht per se durch die Inanspruchnahme von Elternzeit erleidet. Allerdings fehlt die Elternzeit, gerade wenn sie länger ist, bei der Entwicklung sowohl der eigenen Beraterpersönlichkeit als auch bei einem eigenen Businessplan. Die Kanzlei versucht diese faktischen Nachteile auszugleichen – das bedarf aber Anstrengungen von beiden Seiten.

Dörrscheidt: Die Frage hat mich vor vielen Jahren tatsächlich stark umgetrieben, weil ich damals der erste Mann war, der bei Noerr Eltern(teil)zeit genommen hat – wie man an meiner Entwicklung sieht, schon damals letztlich unnötigerweise. Heute ist Elternzeit ohnehin gelebte Praxis. Seit diesem Jahr gibt es hierzu auch einen entsprechenden Sozietätsbeschluss, wonach sich Elternzeiten von bis zu einem Jahr (für jedes Kind) und auch Teilzeit bei der Anerkennung der Berufsjahre im Hinblick auf die Karriere und die Gehaltsfortentwicklung im Vergleich zu einer Vollzeitkraft nicht mehr auf den Karriereweg und die Gehaltseinstufung auswirken. Das finde ich eine tolle Entwicklung!

Wie organisiert sich die Kanzlei, um auch mehrmonatige Auszeiten von Kolleginnen und Kollegen möglich zu machen? 

Dörrscheidt: Mehrmonatige Auszeiten einzelner Teammitglieder kommen in aller Regel nicht „aus heiterem Himmel“ und können daher im Rahmen der Mandatssteuerung eingeplant werden. Neben großen Teams hilft nicht zuletzt das fachbereichs- und standortübergreifende Arbeiten und ein bei Noerr stark ausgeprägter Teamgeist.

Hueck: Während meiner Elternzeit konnte ich mich tatsächlich voll auf meine Familie konzentrieren. Das Setting bei Noerr bietet gute Voraussetzungen, Elternzeit nehmen zu können. Komplexe Mandate erfordern große Teams. Dies erleichtert es, in der Phase der Elternzeit füreinander einzuspringen.

Helleberg: Dies hat in meinem Fall hervorragend geklappt. Das Team ist groß genug, um den vorübergehenden Ausfall eines Kollegen zu kompensieren. In den ersten vier Monaten meiner insgesamt sechsmonatigen Elternzeit habe ich kaum gearbeitet. In ein, zwei Fällen zum Ende meiner Elternzeit bin ich dann zwar auch noch mal selbst ins Mandat eingestiegen; das war allerdings mehr Freude als Belastung und vom Umfang her auch sehr begrenzt.  

 

Vielen Dank für eure Zeit!

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